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Life Update- Ein Stück näher zu mir.

Viel zu lange ist es her, dass ich mir wirklich Zeit genommen habe, um meine Gedanken auf Papier zu bringen.

Die anfänglichen regelmäßigen Blogposts auf dieser Seite sind über die Jahre eine richtige Seltenheit geworden. Nun ja, trotzdem ist es immer noch meine Plattform, auf der ich ab und an mein Gedanken-Karussell loslassen kann.

Der letzte Beitrag war der Anfang einer riesen Welle, die sich über Jahre angebahnt und angestaut hatte und es endlich an Land schaffen wollte. Aber ihr wisst ja wie das mit den Wellen ist, sie kommen und gehen. Im Endeffekt entscheidet jeder von uns selbst, welche dieser Wellen geritten wird und welche eben nicht mehr. 

Soviel Selbstwert und Überzeugung gewisser Dinge ich in dem damaligem Beitrag auch bin oder war, in einem halben Jahr kann sich unheimlich viel tun. Ich finde es absolut nicht verwerflich seine Meinung zu ändern. Manchmal muss eben Zeit vergehen, denn wenn man sich tiefgründiger mit gewissen Themen beschäftigt und es zulässt,  sie von anderen Perspektiven zu betrachten, können sich ganz andere Blickwinkel ergeben, die es dann auch möglich machen, seinen falschen Stolz zur Seite zu legen.

Nun, nach diesem besagten Beitrag habe ich mich, wie viel zu oft in meinen Leben, bedingungslos und vor allem auch kopflos ins nächste Abenteuer gestürzt.

Ich habe in einer emotional schwachen Phase meines Lebens den nächsten Anker gesucht, aber so viel Sicherheit uns ein Anker auch geben mag, er kann uns auch in den Abgrund ziehen. 

Die rosarote Brille kann prinzipiell etwas sehr schönes sein, sie lässt uns unglaublich gut fühlen und  schweben, aber wie heißt es so schön? „Lieber auf Wolke vier mit dir als unten wieder ganz allein“.

Ich bin schon so oft auf Wolke 7 mit jemanden gewesen und so toll und schön das auch war, dieses Tempo haltet man eben nicht auf Dauer. Die Lüge gewinnt den Sprint,…aber die Wahrheit eben immer den Marathon! Viel zu viele leere Worte und viel zu wenige darauf folgende Taten sind oftmals der Preis gewesen für diese blinden „Liebeskutschenfahrten“, von denen ich am Ende bis jetzt, außer einer nächsten Enttäuschung /Erfahrung, meistens nichts hatte. 

Ich bin ein Mensch, der trotzdem nichts in seinem Leben bereut, aber auch ein Mensch, der viel zu oft die gleichen Fehler gemacht hat. Die Fehler die du selbst zu oft begehst, sind ja auch keine Fehler in meinen Augen, sondern im Endeffekt Dummheiten. Wer nämlich nicht aus seinen Fehlern lernt, wird immer wieder auf die Schnauze fallen, so oft, bis es eben endlich klick macht. 

Und daraus ergibt sich auch, dass es nicht weiter schlimm ist, denn irgendwann hast du so viel Erfahrung gesammelt, dass du sie nicht mehr als Fehler, sondern als Lektionen sehen kannst. 

Wir glauben immer dass es die anderen sind, die uns enttäuschen, aber ganz oft enttäuschen wir uns selbst. Weil wir es uns gefallen lassen,… und das ist der springende Punkt. Klar, für unsere Gefühlslagen sind wohl auch andere Menschen verantwortlich, man kann das Leben und auch die Gefühle, Worte, Taten und Denkweisen von Menschen nicht steuern und oft kommen dann noch äußere Umstände dazu, die wir sowieso nicht beeinflussen können. Aber wie oft weht die rote Fahne? Wie oft wissen wir schon, dass wir mit gewissen Dingen nicht leben können und tun es uns trotzdem an. Die einen weil sie hoffnungslose Optimisten sind, die anderen, weil sie nicht allein sein können. Man kann sich nicht immer vom Leben und von anderen erhoffen, dass sich etwas ändern wird, wenn man sich selbst nicht an der Nase packt und eben etwas ÄNDERT. 

Also war ich letzten Winter am besten Weg in einen ganz neuen Lebensabschnitt. Die Flucht ins Neue und der Versuch mit einem alten Kapitel abzuschließen haben anfangs auch wirklich grandios funktioniert. Aber wenn du deine „Dämonen“ immer nur wegschiebst, und sie durch Neues zu ersetzen versuchst, werden sie dich auf kurz oder lang trotzdem immer wieder einholen.

Und so war es. Denn kaum hatte die tolle rosa Brille ihre Wirkung verloren, stand ich Gefühlsmäßig wieder dort, wo ich vor dem Abenteuer gestanden bin. Mich hat die Vergangheit trotz Ablenkung eingeholt und obwohl ich dachte, dass ich es hinter mir lassen kann, wurde ich mit einer Realitätsohrfeige nach der anderen konfrontiert.

Wenn man nicht ehrlich mit der Vergangenheit abschließt und alte Wunden nicht heilen lässt, werden sie immer wieder aufreissen oder noch tiefer. 

Genau auf diese Erkenntnis bin in der ersten Woche der Corona Krise gestoßen, als ich von einen auf den anderen Tag einfach ALLEINE war. Alleine mit mir und meinen Gedanken.

Klar meine Familie und Freunde waren (ein großer Dank an dieser Stelle) so gut es ging da für mich, aber eben ganz anders als sonst. Keine Umarmung, keine Ablenkung, wie Aktivitäten und Fortgehen und die übliche Verdrängung der Probleme. 

Trennungen und Liebeskummer sind sowieso IMMER scheiße,…und auch in normalen Lebenslagen und den erfolgreichen Ablenkungen des Tages liegt man abends allein im Bett und ist traurig,…aber man hat schöne Dinge erlebt und kann diese kompensieren.

Diesmal also keine Kompensation. Stark spielen und stark sein sind zwei verschiedene Welten und ja,…von mir denken die meisten, dass ich alles aushalte und mich nichts umbringt.

Aber irgendwann willst du nicht mehr stark sein und kommst drauf, dass wahre Stärke auch bedeutet, Schwäche zeigen zu können.

Ich beschäftige mich unglaublich viel mit mir selbst die letzten zwei Jahre und habe auch das Gefühl, dass in diesem Punkt unglaublich viel weiter geht. Aber es ist ein Prozess, bei dem man nicht ungeduldig sein darf.

Also habe ich mir zum ersten Mal in meinem jungen Leben die Hommage gegeben, wirklich und ehrlich, zu trauern. Nicht nur um einen Menschen, den ich gerne hatte, nein, auch die ganzen anderen alten Verdrängungen habe ich ans Tageslicht geholt. Viele Momente und Situationen reflektiert, mir meine Fehler selbst vor Augen geführt und endlich verstanden, wie wichtig es ist, sich selbst Zeit zu geben.

Natürlich ist es nicht schön, sich so tief und ehrlich mit seinen „Misserfolgen“ und Schattenseiten auseinander zu setzen. Dafür ist es aber umso schöner, wenn man nach ein paar Wochen Tag für Tag aufwacht und spürt : es verändert sich etwas in mir. 

Und ganz plötzlich genießt man das Leben wieder. Trotz den ganzen Dingen, die nicht so gelaufen sind, wie man sie geplant oder sich gewünscht hätte. Man hat wieder Vertrauen, dass eben alles im Leben so kommt wie es kommen muss und ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, EHRLICH in einen neuen Lebensabschnitt zu starten. Vielleicht vorsichtiger und bedachter, aber auch stärker, fokussierter und reflektierter als zuvor.

Früher dachte ich immer, dass ich so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen muss. Es war mir viel wichtiger, dass andere denken dass ich stark bin, als dass ich mir selbst jemals den Gefallen getan hätte, mit einer Enttäuschung oder einer Unannehmlichkeit in meinem Leben ehrlich abzuschließen.

Aufgeben ist aber zum Glück nie eine Option und auch schwarzmalen und negativ denken gehören nur bedingt meinem Wortschatz an. Trotzdem ist es okay, nicht immer zu funktionieren. Nicht immer stark zu sein. Sich selbst die Zeit zu geben um mit Kapiteln wirklich abzuschließen und endlich eine neue Seite aufzuschlagen. 

Wie soll man sich denn wichtige Fragen im Leben beantworten können, wenn man sich selbst immer wieder ein Bein stellt? In alte Muster fällt und nicht anfängt, sich mit seiner Vergangenheit anzufreunden UND vor allem mit ihr Schritt für Schritt abzuschließen? Ja, sie ist ein Teil von uns allen. Aber es bringt absolut nichts sich in ihr gefangen zu halten. Denn das Hier und Jetzt zählt. 

Also habe ich angefangen, Dinge aufzuarbeiten, mich bei Menschen zu entschuldigen. Teilweise habe ich reinen Tisch gemacht und endlich angefangen mir und auch anderen Menschen in meinem Leben zu verzeihen. Denn ich möchte keine Leichen mehr im Keller haben,…ich möchte unbeschwert und befreit von unnötigem Stolz mein Leben gestalten.

Pläne für die Zukunft sind etwas grandioses aber auch hier habe ich meine Antwort auf diese eine Frage gefunden…. „Was will ich denn eigentlich im Leben?“

Ein Haus, eine Familie, einen geilen Job, den Hund und den weißen Gartenzaun? Wähle ich mich selbst oder wähle ich gesellschaftliche Zwänge und Nischendenken?

Ich möchte einfach glücklich sein. Und ich will, dass meine liebsten Menschen die mein Leben so bunt mit gestalten und ich selbst gesund bleiben. Ich möchte Spaß haben, lachen und ehrgeizig sein. Möchte mit beiden Beinen im Leben stehen und mir niemals denken müssen : „Und was wäre wenn?“

Ich möchte mutiger aber gleichzeitig bedachter an Dinge rangehen. Werde trotz meiner auch schlechten Erfahrungen versuchen, dass die Angst vor der nächsten Enttäuschung immer kleiner sein wird, als der Mut es doch wieder zu probieren. Die Augen zwar weiter offen, aber immer in dem Wissen, dass selbst eine Enttäuschung nicht das Ende der Welt bedeutet. Denn es werden sich immer wieder neue Wege ergeben, ehrlich Glück zu empfinden. 

Irgendwann muss man halt anfangen, sich selbst ernster zu nehmen und mehr auf sein eigenes Bauchgefühl hören. Nicht nur Dinge sagen, sondern sie auch tun. Und wer weiß, vielleicht bringt mir diese Selbstreflexion und diese Erkenntnis mal andere Resultate? Sicher ist nur, dass diese Zeit sehr viel in mir geändert hat, was am Ende zwar nicht bedeutet, dass ich in Zukunft immer den richtigen Weg gehen werden, dafür aber endlich realisiert habe, dass ich alte Wege nicht mehr gehen möchte. Und wie oben schon erwähnt,..ändern können sich Dinge eben nur, wenn man auch bereit ist, sie zu ändern!

Auch wenn diese Krise sehr viele Menschen hart getroffen hat, viel Weltschmerz ausgelöst hat und mir das unglaublich leid tut…mir persönlich hat sie geholfen, mein Leben mehr zu schätzen und sie hat mich weiter ein Stück zu mir selbst gebracht.

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